Die Zukunft von Abstand

Der Rhein

In den Niederlanden spaltet sich der Rhein. Der Niederrhein ist einer von drei Rheinarmen. Ich war während des Lockdowns oft dort mit meinem Enkel Gideon.

Schiffe reisen zwischen Rotterdam und Basel. Das ist weit. Schiffe und Gideon grüssten sich. Das brachte sie nah.

Abstand in vielen Dimensionen

Laut Wörterbüchern heisst Abstand entweder “räumliche Entfernung” oder “Zeitspanne”. Es wird eben auch für symbolische Dimensionen gebraucht.

Raum

Abstand wird absolut gemessen. Räumlichen Abstand nennt man auch oft “Entfernung” oder “Distanz”. Der Abstand von Ede bis Stuttgart, den Rhein und Neckar entlang, ist etwa 700 kilometer. Ist das weit, 700 km? Viele legen jede Woche grössere Abstände zurück, mit dem Wagen oder Flugzeug. Für sie ist das normal. Ich habe mir vorgenommen, es diesen Sommer zu radeln, in einer Woche. Mir kommt das weit vor; ich habe aber Fernweh, also gefällt mir das. Ich muss vorbei an Arnhem, Duisburg, Köln, Koblenz, Mainz, Mannheim, Heidelberg - bis Stuttgart.

Vorträge

Während dieser Reise werde ich mit wem ich begegne über Abstand reden. Zwei Vorträge sind auch schon geplant: 17 August in Köln (contact at ChristinaRoettgers punkt com), 23 August in Stuttgart (Wirtschaftsclub im Kulturhaus).

Zeit

Abstand ist auch ein zeitlicher Begriff. Auch die wird objektiv gemessen, in Jahrhunderten, Monaten,  Stunden, und Sekunden. Ebenfalls kann man sie subjektiv erfahren.  Was ist Ihnen näher, Gestern oder Morgen, das Jahr 2000 oder das Jahr 2044?

Ich wurde 1956 geboren in Hengelo, Niederlande, nah an der deutschen Grenze. Als ich Kind war, schien der Zweite Weltkrieg mir viel weiter entfernt wie Heute: es war eine Art dunkle Prähistorie, die die Menschheit hinter sich gelassen hatte. Jetzt glaube ich das nicht mehr. Die Zeit schrumpft mich.

Dieses Bild erfand nicht ich. Ein berühmtes Niederländisches Gedicht (von Vasalis 1909-1989, aus "Parken en Woestijnen", übersetzt von Jaap Hoepeman 2018) sagt es so:

Tijd

Ik droomde, dat ik langzaam leefde....
langzamer dan de oudste steen.
Het was verschrikkelijk: om mij heen
schoot alles op, schokte of beefde,
wat stil lijkt. 'k Zag de drang waarmee
de boomen zich uit de aarde wrongen
terwijl ze heesch en hortend zongen:
terwijl de jaargetijden vlogen,
verkleurende als regenbogen....

Ik zag de tremor van de zee,
zijn zwellen en weer haastig slinken,
zooals een groote keel kan drinken,
en dag en nacht van korten duur
vlammen, en dooven: flakkrend vuur.
De wanhoop en de welsprekendheid
in de gebaren van de dingen,
die anders star zijn, en hun dringen,
hun ademlooze, wreede strijd....

Hoe kón ik dat niet eerder weten,
niet beter zien in vroeger tijd?
Hoe moet ik het weer ooit vergeten?

Zeit

Mir träumte, dass ich langsam lebte
langsamer, als das älteste Gestein.
Es war entsetzlich, es stürzte auf mich ein
und schoss hinauf, es zuckte oder bebte
was reglos scheint. Ich sah den Trieb mit dem
die Bäume sich nach oben rangen
dieweil sie heiser stockend sangen;
dieweil die Jahreszeiten flogen
schimmernd wie ein Regenbogen...

Des Meeres Tremor konnt' ich sehen, mit dem
es schwillt und hastig schwindet, wie das Zucken
eines großen Schlunds beim Schlucken
und Tag und Nacht von kurzer Dauer
aufflammen und erlöschen: Funkenschauer.
- Die Verzweiflung und Beredsamkeit
in den Gebärden aller Dinge,
die sonst starr sind und ihr Ringen,
ihren atemlosen, gnadenlosen Streit...

Wie konnt' ich das nicht früher wissen,
war es nicht klar in der Vergangenheit?
Wie tilge ich es je aus meinem Wissen?

Symbolischer Abstand

Also vermischen, in der Bedeutung von “Abstand”, Entfernung und Zeit sich mit symbolischem Abstand. Dieser besteht zum Beispiel zwischen Generationen, zwischen Sprachen, Ländern, Religionen, Geschlechtern...wieviel Abstand, das hängt von vielerlei Sachen ab, und kann von Kontext zu Kontext wechseln. Nicht nur der Krieg, sondern auch Deutschland schien mir weit entfernt, als ich Kind war. Lange lebte ich mit den Rücken zu Deutschland. Jetzt habe ich den Eindruck, Niederländer und Deutsche stehen sich sehr nah.

Das Gegenteil von Abstand

Nähe

Fragt man Leute, was das Gegenteil von Abstand sei, sagen sie vermutlich “Nähe”. Das stimmt auch. Diese zwei Wörter bilden die Dimension “Abstand”. Aber symbolischer Abstand, Abstand den man “nehmen” kann, hat ein anderes Gegenteil: Verbundenheit oder Berührung (wie es mir Christina Röttgers sagte). Ein lexikales Gegenteil von symbolischer Abstand wäre: Zustand.

Verbundenheit, Berührung

Verbundenheit oder Berührung heisst, wir sind etwas nahe. Sind wir verbunden, dann sind wir symbolisch nahe, und wollen wir das auch so. Berührung könnte eben auch körperlich, und vielleicht unerwünscht sein. Der Abstand könnte zu klein sein.

Zustand

Ein Zustand ist etwas, das uns bekannt ist. Er hat vielleicht viele Aspekte oder Teile, und kann sich die ganze Zeit auf viele Weisen ändern. Nehmen wir Abstand, dann interessiert uns das alles nicht mehr so, und wir sehen nur eine einfache Gestalt. Hier bildet sich keine lineare Dimension, sondern eine Dichotomie: entweder man fasst den Zustand ins Auge oder man nimmt Abstand von ihm.

Umgekehrt macht Unbekannt oft auch ungeliebt. Das will ich, was Deutschland angeht, jetzt ändern: ich will mich mit Deutschland verbinden, mich dem Zustand besser vertraut machen.

Abstand, objektiv uder subjektiv

In der Praxis sind objektiver und subjektiver Abstand verknüpft. Radle ich von meinem Haus in Ede bis nach Stuttgart, dann ist der Abstand, wie gesagt, objektiv etwa 700 km. Durchschnittlich muss ich also jeden Tag 100 km zurücklegen. Der Abstand ist symbolisch nicht gleichmässig: ich überquere die Landesgrenze und später vielleicht den Weisswurstäquator (das muss ich herausfinden), ich besuche unterwegs Freunde, und radle am Ruhrgebiet, am Mittelrheintal, und am Neckartal entlang.

Ein Fluss: Grenze und Verbindung

Ebenfalls ist für mich die Reise nicht so abenteuerlich wie sie oft war.

Der Rhein hat in der Geschichte sehr oft eine Grenze gebildet. Zum Beispiel für den Römischen Kaiser Cäsar 58 v. Chr, der beschrieb, wie Gallier und Germanen sich seit undenklichen Zeiten auf beiden Seiten des Rheins bekämpften. Selbst baute er eine Brücke im Mittelrheintal bei Andernach um den Germanen Bescheidenheit beizubringen - bevor er die Brücke wieder zerstörte; er brauchte diese Grenze. Immer noch trennt ein Teil des Rheins Frankreich und Deutschland.

Für mich ist der Rhein ebenfalls eine symbolische Verbindung zwischen der Schweiz, wo ich als Junge gelebt habe, und Wageningen, wo ich seit langem arbeite, und heutzutage mit meinen Enkelkindern Zeit verbringe am Niederrhein.

Abstand und Kultur

Züge (auf Englisch: “Traits”), in der Psychologie und Kulturstudien, bilden auch Dimensionen ähnlich wie Entfernung und Zeit; das heisst, lineare Kontinua mit zwei Extremen. Da kann man auch von Abstand sprechen. Man kann auch darüber nachdenken, wie Kultur verbunden ist mit symbolischem Abstand. Nehmen wir zum Beispiel die Kulturdimensionen Hofstedes, dann fällt mir folgendes ein:

Individualismus

Diese Dimension ist vielleicht die Wichstigste, wenn es um Abstand geht.

Eine individualistische Weltanschauung bringt mit, das alle Menschen in der Welt etwa gleich entfernt sein oder sein könnten (“Universalismus”) – wie in der Physik, die Moleküle eines Gases. Abstand kommt einem vor wie etwas Kontinuierliches. Man könnte sich für die ganze Welt verantwortlich fühlen.

Eine kollektivistische Weltanschauung dagegen bildet eine kategorische Grenze zwischen die eigene Gruppe und alles was draussen liegt – also die eigene Gruppe ist nah, andere sind fern. Es ist unanständig, sich bei Außenstehenden, oder in Außenstehendes, einzumischen.

Machtdistanz

Wie es das Wort schon sagt, schafft eine hohe Machtdistanz getrennte Welten zwischen Klassen in der Gesellschaft. Man braucht sich nicht um diejenigen zu kümmern die auf eine andere Ebene leben, es sei denn, es besteht eine Beziehung. Der symbolischer Abstand ist groß.

Eine niedrige Machtdistanz dagegen schafft gegenseitige Verantwortlichkeiten, Rechte und Pflichten zwischen alle, explizite Beziehung oder nicht. Auch der öffentliche Raum gehört allen, ist symbolisch nah heran.

Maskulinität

Eine hohe Maskulinität bedeutet, dass Männer vom Mars kommen, Frauen von der Venus – also es bildet sich ein emotionaler Abstand zwischen den Geschlechtern, auch wenn sie die gleichen Jobs haben. Zugleich heisst hohe Maskulinität auch, dass Kraft und Gewalt hoch geschätzt werden. Ihr grösserer, muskulöserer Körper gibt Männern dadurch ein “male privilege”.

In Gesellschaften mit niederiger Maskulinität kommen alle Menschen von der Erde. Hier wird Gewalt als destruktiv angesehen, und Hilfsbereitschaft und Mitleid werden eher als Werte gesehen. Das sind Eigenschaften die keine Grenze zwischen den Geschlechtern bilden.

Unsicherheitsvermeidung

Unsicherheitsvermeidung heisst Misstrauen gegen das Unbekannte, wohlfühlen mit Bekanntem. Es schafft also eine symbolische Grenze zwischen Heim und Fern, zwischen Vertrautheitheit und Chaos.

Unsicherheitstoleranz dagegen heisst das man dem Unbekannten mit Vertrauen entgegen tritt: es ist nicht weit, wir können es kennenlernen, es bietet Chancen.

Kurz- vs Langzeitorientierung

Wie es auch der Name schon vermuten lässt, ist in kurzzeitorientierten Gesellschaften die Welt unveränderlich. Vergangenheit und Gegenwart gehören dazu. Die Welt ist, und sollte sein, wie sie immer war. Man soll seine Rolle in dieser Welt voll spielen, leben im Jetzt, also ist die Moral sehr wichtig. Die Zukunft wird wohl kommen. Der Idee von Evolution wird misstraut.

In langzeitorientierten Gesellschaften ist die Idee, dass alles immer im Flux sei, wie es uns Geschichte und Evolution zeigen, und ist die Erwartung, dass die Zukunft neue Änderungen bringen wird, auf die man sich vorbereiten muss. Die Zukunft ist also nah, auch die Zukunft die viele Jahre, oder Generationen, vor uns liegt. Die Ameise ist besser als die Grille.

Genuss

Genuss in der Gesellschaft heisst, unsere Körpergefühle stehen uns nah. Das körperliche Verlangen hat Vorrang. Unsere Lieben sind uns nah. Auch Gewalt gegen unsere Feinde ist uns nah. Können wir es uns leisten, dann essen und trinken wir gerne und viel.

Zurückhaltung dagegen heisst, dem Körper sei zu misstrauen, mit seinen Motiven und Neigungen. Das Gewissen überwacht den Körper. Er ist dabei eine Quelle von Schmerzen, eine Last zu tragen. Man fühlt sich oft unwohl. Man braucht Diäten und Medizin.

Nicht für alle gleich

Selbstverständlich gilt was ich hier aufschreibe über Kulturdimensionen und Abstand, nicht für alle gleich. Es bildet aber eine Gestalt, die Normen und Praxis in einer Gesellschaft prägt, und sich so auch auf tausendundeine Weise fortpflanzt.

Abstand hat eine Dimension

Noch eine Bemerkung: Abstand ist keine Anzahl. Er hat immer eine Dimension. Es ist leicht zu sehen das es keinen Zweck hat, Abstände auf verschiedene Kulturdimensionenwerte zwische Länder zu addieren, wie es zum Beispiel Kogut und Singh vorgeschlagen haben, damit eine einzige Anzahl die “cultural distance” zwischen zwei Länder zusammenfasst. Das ist genau so informativ wie es wäre, ein Klima in ein einzige Anzahl zusammenzufassen die Temperatur, Niederschlag, Wind, und Sonne zusammenfasst. Oder auch, Abstand für Wanderer vertikal und horizontal in eine Anzahl zu fassen. Mir ist seit meinen Jahren in der Schweiz in Erinnerung geblieben, dass eine Stunde 5 km Gehen im Flachen darstellt, aber nur 400 m Steigen; eine möglicherweise lebensrettende Erkenntnis bei Bergwanderungen.

Die Zukunft von Abstand

Jetzt haben wir ein klares Bild von Abstand. Aber...was ist Nähe?

Nähe kann weh tun

In den Neunzehn-Neunzigern kam das World Wide Web. Da hiess es, wir lebten ab jezt in einem “Global village”. Das ging so nicht. Zwar hat sich  der Handel globalisiert, unser Handy kann uns mit fast der ganzen Welt verbinden, und wer es sich leisten kann reist wie verrückt um die Welt. Es kamen aber Gegenreaktionen.

Erlauben Sie mir eine Analogie. Normalerweise schenkt man der Nase anderer Leute nicht so viel Aufmerksamkeit – es sei denn, sie sieht komisch aus. Jedoch, haben Sie mal jemanden auf den Mund geküsst? Dann kann es sein, eure Nasen waren im Weg. Nähe schafft neue Probleme.

Das Näheparadox

Was für Probleme schafft Nähe? Als ich klein war, las ich romantische Geschichten von unbekannten Völkern, wie Afrikanern und Mohammedanern, ohne weitere Gedanken. Jetzt, wenn Europäer jeden Tag Leuten aus allen Teilen der Welt begegnen, muss ein Schriftsteller jedes Wort auf einer goldenen Waage wiegen – es könnte einfach jemandem in die falsche Richtung gehen und man möchte niemanden beleidigen. Also hat Nähe Abstand geschaffen.

So muss es auch sein. Nähe verursacht einen Schock – eine Art Kulturschock, in Phasen. Zuerst kommt die Ablehnung. Dann kommt die Wut. Dann kommt, nach und nach, die Gewöhnung und, hoffentlich, die Akzeptanz. Wir alle, alle Menschen, müssen Neues lernen, weil schrumpfender Abstand uns Nase an Nase bringt.

Das ist eine riesige Herausforderung. Auch ist es eine riesige Chance, unserem Leben einen Sinn zu geben.

Symbolischer Abstand wächst

Wenn Nähe weh tut, entfernt man sich. Das geschieht auch jetzt in der Welt. Länder und Bürger verhalten sich wie wütende Kinder. So wiederholen sie oft ihre Geschichte, ohne zu lernen, was aus dieser Geschichte zu lernen sei. Sie feiern uralte Siege, und pflegen Feindschaften. Die Bevölkerung schwimmt in ihre Gruppe, ohne ihr kollektives Verhalten mit Abstand beobachten zu können. Mit Abstand würde man ebenfalls siehen: Alle schwimmen in einem Fluss der Kultur. Der hält nie, hat steile Ufer, und erlaubt kaum Ruhe zum nachdenken.

Wir müssen also unser kollektives Verhalten dringend besser verstehen. Das kann uns auch lehren, wie lange der Weg noch sein wird; denn wo die Welt räumlich endlich ist, wird das Ende der Zeit für unsere Nachkommen nicht kommen. Es könnte aber unangenehm werden, wenn wir uns ausser dem Klima auch den Kopf weiter erhitzen lassen.

Mischung gibt Kollisionen

Dass wir so zahlreich sind und soviel reisen, soviele Geflüchtete und Migranten überall auf der Suche sind, das bedeutet auch, dass Abstand halten nicht mehr geht. Die Zustand der Menschheit ist wie eines heissen Gases, in dem die Moleküle blitzschnell herumrasen. Da gibt es harte Kollisionen. Mischung schafft Widerstand.

Angst

Wenn eine Person Angst vor Spinnen hat, wird ihr durch allmähliche Exposition geholfen. Das macht mehr Angst, bevor es hilft. So soll es uns Fremden gegenüber auch gehen. Angst, und ihre Schwester Hass, gedeihen in Unwissenheit. Wir Europäer haben eine Aufgabe, keine Angst zu haben und keine Angst zu machen. Ich weiss das es nicht immer so geht – manchmal ist Kampf unvermeidlich. Oft wäre es möglich gewesen, es nicht so weit kommen zu lassen.

Konfrontationen

Ist Streit, oder Krieg ein normaler Weg, Meinungsverschiedenheiten beizulegen? Wir führen sie immer noch. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass es sich um eine Sackgasse handelt. Kriege und Selbstisolation sind Schritte zurück – aber danach kommen wieder Schritte vorwärts. Es geht leider nicht ohne Weh.

Auf der Foto am Spielplatz gelingt es Gideon, durch Protest Nachbarschaft zu erwerben.

Wieviel Abstand?

Mir scheint es, wir müssen lernen, wieviel Abstand wir zu halten haben. Wenn irgendwo mehr symbolischer Abstand als räumlicher herrscht, geht es schief, auch wenn Arm und Reich reich nebeneinander leben. Gute Nachbarschaft, mit gegenseitigem Respekt, das ist es, was wir brauchen: Verantwortlichkeit für das, was uns angeht - das heisst, für unseren Zustand, und ein bisschen Abstand von dem, was uns nicht angeht.

Kultur und Nachbarschaft

Man könnte mich fragen, welche Kultur würde solch eine gute Nachbarschaft ermöglichen? Meine Antwort wäre: Das ist eine sinnlose Frage. Wir können unsere Kultur nicht gestalten, geschweige denn die anderer. Wir können unsere Kultur nur beeinflüssen durch unsere eigenes Leben, und insbesondere die Erziehung unserer Kinder. Die Sache ist, das wir für gute Nachbarschaft verstehen müssen, dass Kulturen verschieden sind, ob wir wollen oder nicht. Wir dürfen zwar, wie Herodot es schon beobachtete, das Gefühl haben, unsere eigene Gruppe sei die beste der Welt; wir müssen aber wissen, das dies ein Glaube sei, und keine Wahrheit die für alle gilt. Lasst uns unseren Nachbarn ihren Glauben, ihre Sichtweise schenken.

Was ich glauben möchte

Ich möchte glauben, und dazu beitragen, dass wir uns im grossen Ganzen von Generation zu Generation ein bisschen verändern. Ich glaube, wir möchten aufhören, symbolischen Abstand zu schaffen zwischen unseren Gruppen, und diese Abstand mit dem Schwert aufrechtzuerhalten. Wir möchten im Zusammenleben besser werden. Wir möchten, das unsere Enkel stolz auf uns sind, oder wenigstens, dass sie uns vergeben.

Nähe in Nachbarschaft verwandeln, Zustände verstehen, Abstände respektieren – es ist ein langer, aber schöner Weg zu gehen.

Danke

Ich danke Christina Röttgers, die mein "Neder-duits" zu ordentichem Deutsch verbesserte.